Ein neues Zuhause für den Glögglifrosch

(Seetaler Bote, 15.9.2016)

Dieter Marbach ist Gartenbauer, aber von echten Glögglifröschen hat er bis vor Kurzem auch noch nie gehört. Mittlerweile weiss er aber, was die Tiere mögen.

Ja, es gibt ihn tatsächlich, den Glögglifrosch und nicht nur als Bezeichnung für jemanden, der Blödsinn macht, den man nicht ernst nehmen kann. Den Namen hat das Tier von seinem glasklaren Ruf, der an ein zartes Glöckengeläut erinnert. Die Fachbezeichnung ist übrigens Geburtshelferkröte, was ja auch irgendwie sonderbar klingt.

Dieser Name kommt daher, dass das Männchen die Eier an seinen Hinterbeinen klebend hütet und pflegt und dann, wenn es soweit ist, diese in einen Teich transportiert, damit die Larven schlüpfen können. Viele Glögglifrösche gibt es nicht mehr und auch in Hohenrain, wo das seltene Tier ebenfalls zu Hause ist, werden es von Jahr zu Jahr weniger. Grund genug also, schnell zu handeln.

Eine ungewohnte Aufgabe

Der Gartenbauer Dieter Marbach wusste auch nicht, dass es den Glögglifrosch tatsächlich gibt, bis er eines Tages vom Kanton den Auftrag erhielt, dafür zu sorgen, dass sich dieser Frosch bei der Kommende in Hohenrain wieder zu Hause fühlen kann. Dafür musste Marbach einige Grundsätze des Gartenbaus über den Haufen werfen. Denn der Frosch mag es gerne unaufgeräumt. «Der Frosch fühlt sich vor allem in Spalten von Mauern wohl.» Eine ungewohnte Aufgabenstellung für den Gartenbauer: die Mauern mussten Spalten aufweisen, aber dennoch stabil sein. Neben den Mauern braucht es aber noch Wasser in der Nähe, loses Geröll, Wurzelstöcke, Steine. Das Resultat der Arbeiten von Dieter Marbach sieht so aus, als ob da noch einiges gemacht werden müsste. Für den Glögglifrosch sind die zwei neu erstellten Bereiche aber perfekt. «Er ist halt relativ faul», erklärt Dieter Marbach und lacht. Der Frosch mag es nämlich nicht, zu viel Aufwand für ein Zuhause zu investieren. Es muss also alles da sein, so wie er es mag. Und genau dies führte wohl auch zu Problemen bei der Population dieser seltenen Tierart. An einer Treppe beim Eingang der Sonderschule zeigt Marbach, was damit gemeint ist. «Man sieht hier in der Treppe Spalten, die man sonst wohl eher schnell wieder verputzen würde. Der Frosch mag aber genau solche Stellen.» Zum Glück für das Tier hat man dies in Hohenrain erkannt und lässt ihm genügend Platz, auch wenn wohl der eine oder andere den Kopf schütteln wird ob dem Zustand einer solchen Treppe. Diese wird übrigens den ganzen Tag von der Sonne beschienen, die Steine geben so in der Nacht genügend Wärme ab. Der Glögglifrosch mags nämlich kuschlig warm.

Bestens geschützt

Dieter Marbach hat mittlerweile sogar ein Tier dieser seltenen und meist perfekt getarnten Gattung gesehen und ist fasziniert von der Geburtshelferkröte, auch von ihrem speziellen Ruf. «Es tönt wirklich wie kleine Glöckchen.» Marbach musste einiges lernen und auf viele Details achten, die man auf den ersten Blick gar nicht sieht. «Bei den kleinen Teichen mussten wir zum Beispiel Ausstiegshilfen einrichten, damit der Frosch bei einem niedrigen Wasserstand das Becken auch wieder verlassen kann.» Teuer waren diese Ausstiegshilfen nicht: ein Stein da, ein Stock dort und schon war die natürliche Treppe perfekt. Aber auch Übergänge mussten geschaffen werden, damit die Tiere ihre Reviere wechseln können. Die neu Stellen, an denen sich die Frösche nun gemütlich einrichten können, liegen zudem bestens geschützt vor dem Einfluss der Menschen. Das lose Geröll und die losen Steine sind nämlich definitiv kein Spiel- oder Rastplatz.

Sinn für Unordnung

Marbach hofft nun, dass sich die Arbeit gelohnt hat und wieder vermehrt der zarte Ruf der Frosch bei der Kommende ertönen wird. Die Geschichte zeigt mal wieder, dass der Mensch mit seinem Gestaltungswillen und seinem Sinn für Ordnung nicht immer im Sinne der Tier- und Pflanzenwelt in die Natur eingreift. Das dereinst ein Glögglifrosch ihn dazu bringen würde, unordentlich zu arbeiten, hätte der Gartenbauer nie gedacht.

Wenn er alles richtig gemacht hat, sollte einer steigenden Population nichts im Wege stehen. Pro Jahr sorgt der in dieser Hinsicht aktive Frosch für bis zu vier Generationen. «Solche Projekte machen meinen Beruf so interessant », betont Marbach noch zum Schluss. Wohl wahr. Den Ausdruck Glögglifrosch auf jeden Fall hat für ihn eine neue Bedeutung bekommen.